Alles Handarbeit – Darum können Roboter keine Altkleider sortieren

Sortierung von Altkleidern ist mühsame Handarbeit – wie funktioniert das?

Bevor gespendete Kleidungsstücke an den Stangen eurer liebsten Second Hand-Läden landen, müssen sie zunächst je nach Qualität, Saison und anderen Merkmalen sortiert werden. Aber wie funktioniert die Sortierung von Altkleidern eigentlich? Nach welchen Kriterien werden Klamotten beurteilt und vor allem von wem?

 

Erst sammeln, dann sortieren

Bevor es etwas zu sortieren gibt, muss gesammelt werden. Dies geschieht vor allem über Altkleidercontainer, Haus- oder Straßensammlungen, zum Teil aber auch durch direkte Abgabe beim Textilrecycler, bei wohltätigen Hilfsorganisationen oder bei uns. Wir sammeln mit unseren Lastenrädern eure ausgedienten Klamotten bei euch zu Hause, im Büro oder den lokalen Sammelstellen ein und geben sie zur Sortierung weiter. Prinzipiell kann dies in spezialisierten Sortierzentren von gewerblichen Betreibern, gemeinnützigen Organisationen oder privaten Unternehmen geschehen. In einigen Fällen – so wie auch bei unserem Partner 2nd Fit – werden die Altkleider direkt im Second-Hand-Laden selbst sortiert. Hierbei werden die Massen an abgegebenen Kleidungsstücken dann vor allem nach folgenden Kriterien beurteilt:

  • Funktionalität (Wiederverwertbarkeit)
  • Qualität (Verkaufswert)
  • Trends (Nachfrage)

 

Wie genau sieht dieser Sortierprozess aber aus?

Altkleider-Sortierung ist Handarbeit

Man könnte denken, dass es für eine Arbeit wie die Sortierung von Textilien eine Maschine oder irgendeine andere automatisierte Lösung gibt. Tatsächlich werden Altkleider allerdings nach wie vor händisch sortiert, und zwar in modernen, gewerblichen Sortierbetrieben oder von gemeinnützigen Organisationen, die auf Sachspenden spezialisiert sind. Im ersten Schritt durchlaufen die Textilien eine visuelle Inspektion. Dabei werden offensichtliche Makel und Schäden wie Risse, Flecken oder starke Verschleißerscheinungen erkannt – eine Arbeit, die nicht nur Schnelligkeit, sondern auch Fingerspitzengefühl bedarf und somit von keinem Sortierroboter übernommen werden kann. Laut einer Reportage des MDR Investigativ sortieren Mitarbeitende im weltweit größten Sortierbetrieb ganze 2.800 kg Altkleider an einem Arbeitstag.

 


 

Ein Auge für Qualität

Die Alttextilien, die diese visuelle Inspektion bestehen, werden nun weiter auf ihre Qualität und Wiederverwendbarkeit geprüft. Hier spielen Kriterien wie die Stoffzusammensetzung, die Faserqualität sowie der Zustand der Nähte und Funktionstüchtigkeit der Verschlüsse eine Rolle. Hochwertige Stücke in gutem Zustand haben eine höhere Chance, als Second-Hand-Kleidung verkauft oder an Bedürftige gespendet zu werden. Um bestimmte Marken oder erstklassige Stoffe zu erkennen, brauchen die Sortierenden ein gutes Auge und ein ausgeprägtes Gefühl für die Stoffe, mit denen sie arbeiten. Auch an dieser Stelle des Prozesses hätte eine Maschine also keine Chance.

 

Roboter kennen keine Trends

Ein weiterer wichtiger Aspekt bei der Sortierung von Alttextilien ist die Berücksichtigung aktueller Modetrends, Jahreszeiten und der regionalen Nachfrage. Kleidungsstücke, die zwar in gutem Zustand sind, aber nicht dem aktuellen Stil entsprechen, überspringen also gegebenenfalls einen Schritt und landen direkt im Recycling. Die Kunst, jene Stücke zu identifizieren, die den modischen Anforderungen und dem aktuellen Trend entsprechen, ließe sich keiner künstlichen Intelligenz beibringen.

 

Darum ist gründliche Sortierung nachhaltig

Wie wir jetzt erfahren haben, verfügen geübte Sortierer*innen über ein Gespür für die Ansprüche an alte Textilien, das sich nur durch viel Erfahrung ausbilden lässt. Je schneller ein Kleidungsstück korrekt kategorisiert ist, desto nachhaltiger verläuft der Prozess, da die Textilien dort landen, wo sie schnell ein zweites Leben finden. 

Wir freuen uns sehr über die Zusammenarbeit mit unseren lokalen Partnern in Hamburg und Frankfurt, die diesen Part im Altkleiderkreislauf als langjährige Betriebe gewissenhaft und zuverlässig übernehmen. In Hamburg arbeiten wir mit dem Familienbetrieb 2nd Fit zusammen, die die gespendete Kleidung sortieren und in ihrem kuratierten Secondhandshop am Schulterblatt anbieten. Unverkaufte Ware landet nach drei Wochen im Sale und wird danach an die Hilfsorganisation Hanseatic Help gespendet, die die Kleidung lokal an Geflüchtete, Kinderheime, Frauenhäuser und andere bedürftige Personengruppen oder Einrichtungen verteilt.

In Frankfurt arbeiten wir mit dem Secondhandladen Outflip, dessen Inhaberin Andrea bereits seit 1990 aus ökologischen und sozialen Bestreben ausgewählte Kleidung aus zweiter Hand anbietet. Falls nicht alle Ware verkauft wird, unterstützt Inhaberin Andrea ähnlich wie in Hamburg in ihrer Gemeinde geflüchtete Familien, sodass unsere Kleidung auch dort eine sinnvolle Wiederverwendung findet.

 

 

Quellen