Hanseatic Help im Interview: Einblicke in den Alltag einer Hilfsorganisation

Seit 2015 engagiert sich der gemeinnützige Verein Hanseatic Help nun schon für Menschen in und um Hamburg, deutschlandweit und sogar international. Der Verein übernimmt die Annahme und Verteilung von Sachspenden und arbeitet mit 300 sozialen Einrichtungen zusammen, die den Wirkungskreis noch erweitern. Hanseatic Help und recyclehero arbeiten schon seit einiger Zeit zusammen – daher geben wir euch heute mal einen tieferen Einblick in die essentielle Arbeit der Hilfsorganisation, erklären warum sie so gut ins Ökosystem von recyclehero passt und was vor allem in der kalten Jahreszeit für Herausforderungen entstehen.

Einblicke bei der Hamburger Hilfsorganisation Hanseatic Help

 

Hanseatic Help und recyclehero

Hanseatic Help unterstützt in Hamburg und darüber hinaus geflüchtete und obdachlose Menschen, Familien mit geringem Einkommen, Kinderheime, Frauenhäuser und soziale Beratungsstellen mit Kleidung und anderen Artikeln des täglichen Bedarfs. Je nach Nachfrage werden die Spenden in Hamburg verteilt, oder auch direkt in Krisengebiete gebracht.

recyclehero und Hanseatic Help arbeiten schon seit längerer Zeit zusammen: Wir unterstützen den Verein zum Beispiel durch regelmäßige Altkleiderspenden. Darum wollten wir euch heute einen tieferen Einblick in die Welt von Hanseatic Help geben und fragen Sina aus der Kommunikation, wie der Alltag bei einer Hilgsorganisation so ist.

 

Sechs Fragen an Hanseatic Help

Hanseatic Help im Interview mit recyclehero

 

Stell dich doch bitte einmal kurz vor und erklär, was du bei Hanseatic Help so machst!

Hi, ich bin Sina. Ich kümmere mich hauptamtlich um den Bereich Kommunikation und werde dabei von meinen Kolleg*innen und zahlreichen tollen Ehrenamtlichen unterstützt. 

 

Wie ist Hanseatic Help entstanden und was ist eure Mission?

2015 kamen viele Geflüchtete nach Hamburg und wurden in den Messehallen untergebracht. Die Hilfsbereitschaft der Hamburger*innen war sehr groß und es landeten so auch Berge von Kleiderspenden dort. Schnell fand sich ein Kreis von Helfenden, die Struktur ins Chaos brachten und so dafür sorgten, dass die Sachen bei den Menschen landeten, die sie so dringend brauchten. So wurde Hanseatic Help gegründet.

Seither ist die Notversorgung von Menschen in herausfordernden Lebenssituationen unsere Kerntätigkeit, die wir mittlerweile in unserem Zentrallager in Altona und vier Hanseatic Help Stores ausüben. Darüber hinaus hat sich unser Aufgabenspektrum über die Zeit weiter aufgefächert. Wir sind mittlerweile Arbeitsstätte für fast dreißig Mitarbeitende in Programmen der beruflichen Wiedereingliederung, bieten Bundesfreiwilligendienst, Praktika und Social Days für Unternehmen an. So bringen wir Menschen zusammen, die sich im "echten Leben" nicht treffen würden und schaffen Begegnungen auf Augenhöhe

Auch das Thema Nachhaltigkeit haben wir uns auf die Fahnen geschrieben. Wir entwickeln zum Beispiel textile Upcyclingkonzepte, veranstalten Workshops für Schulen und Erwachsene oder auch Kleidertauschpartys. Außerdem klären über textile Überproduktion und deren Folgen auf.

Die Zusammenarbeit von Hanseatic Help und recyclehero umfasst unter anderem die Weitergabe von bedarfsgerechten Altkleiderspenden

 

Viele Menschen denken, dass sie Bedürftigen helfen, wenn sie Altkleider in den Altkleidercontainer werfen. Was würdest du diesen Menschen gerne sagen?

Sie müssen wissen, dass diese Kleidungsstücke mit großer Wahrscheinlichkeit nicht in der nächsten Kleiderkammer oder bei der Obdachloseneinrichtung landen. Der Großteil wird auf dem Secondhandmarkt verkauft und auf Alttextilmärkte nach Afrika und Osteuropa exportiert. Alternativ wird ein Großteil für das sogenannte Downcycling als Dämmstoff oder ähnliches benutzt. Grund dafür ist vor allem, dass die Menge der Altkleider zu groß und die Qualität zu schlecht ist, als dass sich das Sortieren der Kleidung lohnen würde. Es gibt allerdings eine Art Siegel des Verbandes Fairwertung: Ein grünes Logo mit zwei Pfeilen. Die Organisationen hinter den so gekennzeichneten Containern verpflichten sich strenger Reglements – also wenn schon Container, dann am besten diese.

 

Ihr sortiert bei Hanseatic Help Kleiderspenden und verteilt sie dann über andere soziale Einrichtungen an Bedürftige. Kommt es oft vor, dass Spendende frustriert sind, wenn sie Sachspenden loswerden wollen, und erwarten, dass ihr alles annehmt – also auch Gegenstände, die z.B. saisonal oder anderweitig keinen Bedarf haben?

Ich würde eher sagen, dass manche dann zunächst irritiert sind, aber in einem kurzen Gespräch auch schnell verstehen, was die Hintergründe sind und dass sie uns am meisten helfen, wenn sie sich vor ihrem Besuch bei uns zum Beispiel auf unserer Webseite informieren, was wir annehmen. Der Großteil unserer Spender*innen tut dies im Übrigen ohnehin. Wir versuchen stets, in unserer Außenkommunikation ein Bewusstsein dafür zu schaffen, wie unsere Arbeit funktioniert und wie man uns dabei unterstützen kann. 

inventur

 

Was ist momentan die größte Herausforderung für Hanseatic Help?

Wir sind eine spendenfinanzierte NGO und neben den Sachspenden immer auch auf Geldspenden angewiesen, um unsere laufenden Kosten wie Miete, Sprit für unseren LKW, Strom etc. decken zu können. Wir wissen am Anfang eines Jahres nie ganz genau, wie viele Mittel wir insgesamt bekommen und dies erschwert eine langfristige, solide Planung oft. Es geht uns da wie vielen anderen Vereinen auch. 

 

Wie kann recyclehero eure Prozesse ergänzen und optimieren?

Wir freuen uns total, dass recyclehero immer wieder den Dialog mit uns sucht und Unterstützung anbietet. Aktuell planen wir gemeinsam eine gezielte Sammlung von Artikeln, die bei uns besonders dringend gebraucht werden, weil sie nicht ausreichend gespendet werden, z.B. Schlafsäcke oder warme Decken. Recyclehero würde diese direkt bei den Leuten zu Hause abholen und dann gesammelt zu uns bringen und wir können dadurch Obdachloseneinrichtungen besser versorgen. Das ist eine tolle Hilfe!

 

Hanseatic Help's Aktion "Wärme Geben"

Die Hilfsorganisation plant aktuell wieder die Aktion "Wärme Geben": ihre jährliche Winteraktion, bei der Sachspenden wie warme Jacken, wetterfeste Schuhe, Schlafsäcke und Decken gesammelt werden. Außerdem benötigt Hanseatic Help Geldspenden, um Mangelartikel wie etwa Thermounterwäsche einkaufen zu können.

Was sich wunderbar in das bestehende Angebot von "Wärme Geben" einreiht, ist unser Projekt Wärmbert, bei dem Hanseatic Help einen maßgeblichen Teil übernimmt: Wärmbert ist der Name der Wärmflaschen, die wir gemeinsam mit Hanseatic Help jedes Jahr an Obdachlose auf Hamburgs Straßen verteilen. Auch dieses Jahr geht die Saison wieder los und wir konnten einige neue Auffüllstationen gewinnen, bei denen Bedürftige sich ihre Wärmflaschen wieder mit heißem Wasser befüllen lassen können. Wenn ihr dazu mehr lesen wollt, schaut mal bei diesem Artikel vorbei.