Upcycling, Downcycling, Recycling und Cradle to Cradle

Habt ihr schon mal überlegt, was mit dem Müll passiert, der in der grauen Tonne landet? Er wird verbrannt und somit wieder zu Energie, das heißt er wird thermisch verwertet. Klingt auf den ersten Blick gut, führt aber dazu, dass wir Rohstoffe, die wir zur Herstellung von neuen Produkten benötigen, neu gewonnen werden müssen. Es ist also gut, Müll wiederzuverwenden oder gar nicht erst entstehen zu lassen. Wie wir das tun, wird durch vier Prinzipien beschrieben: Upcycling, Downcycling und Recycling sowie Cradle to Cradle.

Upcycling, Downcycling, Recycling und Cradle to Cradle: Was bedeutet das eigentlich?

Wir wollen euch also in diesem Blog-Artikel erklären, was genau Upcycling, Downcycling, Recycling und Cradle to Cradle bedeutet. Außerdem möchten wir gerne ein paar kleine Shops erwähnen, die in denselben Städten unterwegs sind wie wir, also in Hamburg, Köln, Frankfurt und München, und mit diesen Techniken arbeiten.

 

Upcycling

Das Besondere an Upcycling ist die Kombination von Individualität und Nachhaltigkeit. Mit Upcycling verlängerst du nicht nur die Lebensdauer von Produkten, sondern kreierst auch noch einzigartige Stücke. Denn Upcycling bedeutet, etwas von minderer Qualität oder Herkunft in etwas Hochwertiges oder Nützliches umzuwandeln. Dabei kann es sich um Gegenstände aus verschiedensten Bereichen handeln - von Kleidung über Elektronik bis hin zu Nahrungsmitteln. Upcycling ist also eine Form des Recyclings, bei dem Materialien nicht nur geschreddert und neu verarbeitet werden, sondern in dem auch noch Wert hinzugefügt wird. Die Qualität der Produkte wird also verbessert, anstatt verschlechtert oder vernichtet zu werden.
 

Upcycling-Beispiele

Möbel: Aus Kisten werden Regale oder Kommoden gebaut. Das spart nicht nur Geld, sondern erweckt das alte Holz wieder zum Leben. Mit Textilien oder Farbakzenten lässt sich auch das Aussehen von Sofas oder Holzstühlen vollkommen verändern und an die jeweiligen Wohnräume anpassen.

Küchenutensilien: Konservendosen lassen sich in schöne Behälter verwandeln, die perfekt für die Aufbewahrung von Utensilien in Küchen oder Badezimmern sind. Schon mit einem Anstrich, etwas Dekoration und Schriftzug lässt sich so sehr leicht und günstig etwas Neues schaffen.

Textilien: Mit Nähtalent lässt sich alte Kleidung in ein neues Outfit, ein T-Shirt in einen Kopfkissenbezug oder eine Jeans in eine Tasche umnähen.

Deko: Verwendung von Plastikflaschen als Pflanzenbehälter oder Vasen.
 

 

Upcycling in Hamburg

In Hamburg gibt es seit 2016 Bridge & Tunnel. Das Social Fashion Label entwirft Denim Designs aus gebrauchter Jeans-Kleidung und Textilresten und beschäftigt in seiner Werkstatt gesellschaftlich benachteiligte Menschen sowie Geflüchtete, nach dem Leitsatz “Talents over diploma”. Seit 1984 verknüpft der Verein Nutzmüll e. V. Müllvermeidung und Ressourcenschutz. In der alten Eiskonfektfabrik ‘Moritzhof’ in Hamburg Bahrenfeld bietet der Verein unter anderem die Aufarbeitung von Holz und Textilien sowie die Modernisierung von PCs als auch Fahrradhilfe an. Bracenet stellt in liebevoller Upcycling-Handarbeit aus Geisternetzen neue Produkte wie Armbänder, Schlüsselanhänger und Hundeleine her.
 

 

Upcycling in Köln

Die Junge Stadt Köln, eine gemeinnützige Organisation, die sich durch Aktionen und Projekte für Jugendhilfe engagiert, upcycelt verwaiste Fahrräder zu Deko-Gegenständen, deren Verkauf wiederum ihre Projekte finanziert. Außerdem bieten sie auch regelmäßige Upcycling-Workshops für Teilnehmer*innen zwischen 15 und 27 Jahren an. Reditum upcycelt seit 2011 Möbel, die aus gebrauchten oder ausrangierten Materialien bestehen.

 

 

Upcycling in München

In München gibt es das junge Upcycling-Label spaceforaname, die einzigartige Kleider aus Vintage-Pieces oder Deadstock anfertigen. Alle Produkte sind Einzelstücke und werden in den Wohnungen der beiden Münchnerinnen handgefertigt. Ein unerwartetes Upcycling-Projekt, das man auf den ersten Blick nicht als solches erkennt, ist das Münchner Unternehmen WYE. Die Gründer von WYE nutzen für ihre Möbel Holzspäne, die in der Produktion übrig geblieben sind und verarbeiten diese weiter zu stylischen Tischen, Bänken, Brettern und anderen Deko-Artikeln.

 

 

 

Upcycling in Frankfurt

In Frankfurt macht Einzigware seinem Namen alle Ehre und fertigt von Tischen über Taschen und Servietten upgecycelte Unikate an. Amaran Creative näht Jacken, Blusen, Röcke und Hosen zu einzigartigen Stücken mit viel Charakter.

 

Downcycling

Der Begriff Downcycling stammt ursprünglich aus dem Umweltbereich und beschreibt dort die Umwandlung von hochwertigen Materialien in minderwertige. Inzwischen ist dieser Begriff jedoch auch in anderen Bereichen angekommen - so kann man beispielsweise auch über Downcycling im Bereich der Mode oder der Elektronik sprechen.

Ein Produkt oder Material wird hier in seine Bestandteile zerlegt, um es anschließend in einem anderen Produkt oder Material wiederzuverwenden. Der Vorteil dieser Methode liegt darin, dass sie eine effizientere Nutzung von Rohstoffen ermöglicht und so die Umweltbelastung minimiert. 
 

 

Downcycling-Beispiele:

Die Verarbeitung von Altpapier zu Papierprodukten, das Recyceln von Glasflaschen zu Glasgranulat oder die Verarbeitung von Kunststoffabfällen zu Baustoffen wie Ziegelsteinen wären alles Beispiele für Downcycling. Auch Altkleider, die sich nicht mehr für den Wiederverkauf oder die Spende an Bedürftige eignen, werden häufig downgecycelt und als Isoliermaterial für die Baubranche oder als Putzlappen verwendet.
Beide Techniken - Upcycling und Downcycling - können helfen, unser Wohlbefinden im Hinblick auf die Umweltbelastung zu verbessern. Allerdings sollte beachtet werden, dass Upcycling nicht immer möglich ist und Downcycling nicht immer der beste Weg ist, Abfall zu reduzieren. Daher muss man bei jedem Projekt vorsichtig abwägen und entscheiden, welche Methode am besten geeignet ist, um den gewünschten Erfolg zu erzielen.

 

 

Recycling 

Kurz gesagt: Recycling ist die “einfache” Wiederverwendung von Rohstoffen

Ein Beispiel: Wenn ihr eine schöne blaue Glasflasche benutzt, um einen Vogelfutterautomaten zu bauen, dann ist das Upcycling. Wenn ihr sie lieber in den Altglascontainer bringen wollt, weil ihr schon so viele Flaschen habt, und uns ruft, dann ist das Recycling.
 

Recycling ist ein wichtiger Schritt zur Reduzierung von Abfall, zur Ressourcenschonung und zum Schutz unserer Umwelt. Es ist ein Prozess, bei dem alte oder verbrauchte Produkte wiederverwendet werden, um neue Gegenstände herzustellen. Der Prozess besteht aus der Sammlung, Sortierung, Verarbeitung und dem Verkauf der recycelten Materialien. Recycling schützt die Umwelt vor Verunreinigungen und hilft dabei, den Energieverbrauch zu senken. Mit der richtigen Technologie können Unternehmen recyceltes Material effizienter nutzen und ihren Energieverbrauch senken.

 

Arten von Recycling

Es gibt verschiedene Arten von Recycling, wie zum Beispiel industrielles Recycling oder auch klassische Wiederverwendung. Industrielles Recycling bezieht sich auf die Wiederverwertung von Materialien in Massenproduktionen. Diese Art des Recyclings kann nicht nur dazu beitragen, Abfall zu reduzieren, sondern auch die Kosten senken und eine kontinuierliche Versorgung mit Rohstoffen gewährleisten. Wiederverwendung bezieht sich auf die Wiederverwendung von Materialien für die gleiche Funktion; zum Beispiel können Glasflaschen mehrmals wieder verwendet werden, anstatt sie wegzuwerfen und neue Flaschen zu kaufen. 

 

Tipps zum Recycling

1. Achte auf das Symbol 

Recycling-Symbole helfen dir, Produkte mit dem Recycling-Prozess in Einklang zu bringen. Die meisten Behälter und Verpackungen haben ein Symbol, aber du kannst auch nach "recycelbar" suchen. Es bedeutet nicht immer, dass das Produkt recycelbar ist - oft bedeutet es nur, dass die Verpackung recycelbar ist.

 

2. Achte auf den Inhalt 

Einige Produkte sind nicht recycelbar oder enthalten Bestandteile, die nicht recycelt werden können. Achte immer auf den Inhalt des Produkts und suche nach dem Symbol oder "recycelbar". Wenn das Produkt nicht recycelbar ist oder enthält, was nicht recycelt werden kann, dann ist es besser, es zu ersetzen - auch wenn die Verpackung recyclebar ist.

 

Recycling-Initiativen in Hamburg und Köln 

Das Hamburger Team von WILDPLASTIC holt Plastik zurück in den Recyclingkreislauf und lässt aus wildem Plastik neue Produkte werden: Müllbeutel. In Köln können Interessierte ihre alten Kronkorken an den Sammelstellen von Krake e.V. abgeben. Gemeinsam mit Düsselkronen werden die Kronkorken an einen Schrotthändler verkauft, sodass das Recycling der oft verlorenen Wertstoffe unterstützt wird. Von den Erlösen werden lokale Tierschutzprojekte finanziert.

 

Cradle to Cradle

Cradle to Cradle (C2C) bedeutet wortwörtlich von der Wiege zur Wiege. Das Prinzip setzt grob gesprochen auf perfekte Kreisläufe, um komplett auf Müll verzichten zu können. 

Aktuell lässt sich der Großteil unserer wirtschaftlichen Produktionssysteme eher von  Cradle-to-Grave sprechen. Damit ist gemeint, dass Produkte zumeist, nachdem sie genutzt worden sind, auf dem Müll landen, was einer linearen Wirtschaft entspricht. Das hat zur Folge, dass immer neue endliche Rohstoffe verwendet werden, um die Nachfrage nach Produkten bedienen zu können. Dadurch entstehen nicht nur negative Effekte aus der Rohstoffgewinnung, sondern auch ein erhebliches Problem mit dem entstehenden Müll.

 

Das Prinzip von Cradle to Cradle

Um einen perfekten Kreislauf zu schaffen, braucht es eine Kombination aus cleverem Produktdesign, umweltfreundlicher Herstellung, bewusster Nutzung sowie schadstofffreier Verwertung ausgedienter Produkte. In der gesamten Produktionskette ist dabei zwingend auf Materialgesundheit, Kreislauffähigkeit, den Einsatz erneuerbarer Energien, verantwortungsbewussten Umgang mit Wasser sowie soziale Gerechtigkeit zu achten. Erst wenn jedes dieser Kriterien erfüllt ist, können Produkte C2C-zertifiziert werden.

„Es ist die Vision einer abfallfreien Wirtschaft, bei der Firmen keine gesundheits- und umweltschädlichen Materialien mehr verwenden und alle Stoffe dauerhaft Nährstoffe für natürliche Kreisläufe oder geschlossene technische Kreisläufe sind. Kompostierbare Textilien, essbare Verpackungen, reine Kunststoffe oder Metalle, die unendlich oft für denselben Zweck verwendet werden können – so soll die Zukunft aussehen.“  

 

Kritik an der Umsetzbarkeit

Bei Kritiker*innen herrscht jedoch große Skepsis, ob sich das Prinzip auch in der Realität umsetzen lässt. Die beiden Hauptargumente sind, dass es zum einen zu kostenintensiv und zum anderen nicht für alle Produkte umsetzbar sei. Beide Argumente lassen sich derzeit nicht von der Hand weisen. 

Aber bezüglich der Kostenfrage wird sich in den nächsten Jahren einiges bewegen, denn die Gesellschaft wird an einen Punkt kommen, an dem Recycling billiger als die Gewinnung von Materialien werden wird. Darüber hinaus gilt, wie bei jeder Veränderung des Status Quo, dass neue Prinzipien sich nur schrittweise einführen lassen und dann mit gesamtgesellschaftlicher Kraft umsetzbar sind.

 

Cradle-to-Cradle Initiativen in Hamburg und München

Wenn man einen Blick nach Hamburg und München wirft, lassen sich erste Pioniere finden, die dabei sind, das Prinzip umzusetzen. Der Sportartikelhersteller runamics hat sich das Ziel gesetzt, die erste vollständig C2C-zertifizierte Sportmarke der Welt zu werden. Auch die Teemarke Samova fühlt sich dem Prinzip verpflichtet und agiert gemäß dem Motto “Während ich konsumiere, bin ich gut für die Umwelt”. Und auch die Eurocaribe Druck und Verlag GmbH folgt dem C2C-Prinzip. Sie ist die erste Druckerei in Norddeutschland, die Cradle to Cradle zertifiziert ist. Viel Engagement kommt auch von der REGIONALGRUPPE HAMBURG der Cradle to Cradle NGO!

Beim Münchner Yoga-Label Wellicious gibt es Cradle-to-Cradle-zertifizierte Yogakleidung, die aus Bio-Baumwolle und kompostierbaren Elastan besteht. Die Tatsache, dass die Textilien kompostierbar sind, bedeutet auch, dass sie keinerlei Mikroplastik in der Umwelt hinterlassen – eine absolute Seltenheit für Sportbekleidung, die meist aus Polyester besteht.
 

Quellen: