Black Friday und die Umwelt: Schnäppchenjagd oder Boykott?

Jedes Jahr erhält der berüchtigte Black Friday mehr Gegenwind: in Form von rechtmäßiger Kritik, aber auch in Form von Gegenbewegungen wie dem Circular Monday oder dem Green Sunday von Kleinanzeigen. Dennoch funktioniert das Konzept Black Friday – beziehungsweise die mittlerweile zehntägige Black Week – besser denn je. So werden auch in Deutschland dieses Jahr wieder höhere Umsätze erwartet. Darum wollen wir diese Woche folgender Frage auf den Grund gehen: Welche Auswirkungen hat der Black Friday auf die Umwelt?

Black Friday und die Umwelt: Kann man ohne Gewissensbisse Schnäppchen jagen oder sollten wir ihn lieber der Umwelt wegen boykottieren?

 

Black-Friday-Rabatte führen selten zu sinnvollen Käufen

Wenn etwas extrem billig ist, sollten wir hinterfragen, wer die tatsächlichen Kosten dahinter trägt. Im Fall der Schnäppchen während des Black Friday trägt vor allem unser Planet die wahren Kosten: Es wird so viel gekauft wie zu keinem anderen Zeitpunkt im Jahr. Hinzu kommt, dass wir weniger hinterfragen, welche Käufe tatsächlich sinnvoll sind – einfach aufgrund des vermeintlichen Schnäppchens. Denn wenn wir Prozentzeichen gepaart mit hohen Zahlen sehen, erfährt unser Gehirn einen Dopaminschub und schaltet das Belohnungszentrum an.

Hinzu kommt, dass sich einige der angeblichen Rabatte als Fake entpuppen: Oftmals wird kurz vor dem Black Friday der Originalpreis der Produkte angehoben oder der ursprüngliche Preis bei der Rabattaktion nicht transparent angezeigt. Laut Europäischem Verbraucherzentrum wird als Basis für den Rabatt oft der UVP (Unverbindliche Preisempfehlung) benutzt, obwohl der tatsächliche Preis der Produkte über das ganze Jahr meist deutlich unter dem UVP liegt. Das führt dazu, dass die Händler letztlich oft genauso viel einnehmen wie ohne einen Rabatt – und die Kund*innen denken, sie haben richtig abgesahnt. Unabhängig davon, dass Kund*innen so nicht von den Rabatten profitieren, empfinden wir die Haltung vieler Unternehmen als extrem problematisch, da sie ihre Kund*innen bewusst täuschen, nur um mehr Profit herauszuschlagen. Von einer solchen Mentalität sollten sich Unternehmen immer mehr entfernen.

Statista schätzt übrigens basierend auf den kontinuierlich steigenden Umsatzzahlen der letzten Jahre, dass dieses Jahr in Deutschland 5,8 Milliarden Euro am Black Friday und Cyber Monday ausgegeben werden – das sind knapp 70€ pro Person.

Statista Statistik Umsatz Black Friday und Cyber Monday 2023

Ersparnis für Einkommensschwächere am Black Friday

Natürlich kann der Black Friday für einkommensschwächere (und prinzipiell natürlich für alle) Menschen eine Gelegenheit sein, Dinge, die man ohnehin braucht, günstiger zu bekommen. So kann man etwa schon mal ein paar Weihnachtsgeschenke besorgen oder Waren kaufen, die man schon lange haben wollte. Wenn man also vorbereitet an den Tag geht und die Rabatte wirklich sinnvoll nutzt, kann der Black Friday eine tatsächlich Ersparnis bieten. Vergleicht dazu am besten bereits in der Woche davor die Preise eurer gewünschten Produkte, sodass ihr ausschließen könnt, dass euch die Hersteller mit der Angabe der Preise hinters Licht führen.

Die Ausrede, dass man am Black Friday nur Dinge kauft, die man wirklich braucht, hat bestimmt jede*r von uns schon mal gebracht. Tatsächlich wird man durch die vermeintlich tollen Angebote doch oft zu Impulskäufen verleitet und kauft Gegenstände, die man wirklich nicht braucht – und die man ohne den massiven Rabatt wahrscheinlich nie gekauft hätte. So gaukelt einem der Black Friday eigentlich vor, dass man Geld spart, obwohl man Geld ausgibt, welches man normalerweise behalten hätte. Hier muss man also in erster Linie ehrlich mit sich selbst sein.

 

Konkrete Auswirkungen des Black Friday

Der Black Friday beziehungsweise die Black Week sind nur Symptome einer Kultur des Überkonsum. Wir erwarten zwar von Unternehmen, dass sie nachhaltig produzieren – aber wann hinterfragen wir, wann Unternehmen (besonders in der Modeindustrie) weniger produzieren? Natürlich ist es besser fürs Gewissen, wenn auf dem Etikett "100% Bio-Baumwolle" steht, aber sollten wir Unternehmen nicht dazu anhalten, schlichtweg weniger zu produzieren? Laut dem diesjährigen Fashion Transparency Index veröffentlichen nur 12% aller untersuchten Modemarken überhaupt die Anzahl der von ihnen produzieren Kleidungsstücke, und es verpflichtet sich gerade mal 1% dazu, die Produktion zu reduzieren.

Der Black Friday führt zu vielen Retouren

Diese übermäßige und immer weiter ausartende Konsumkultur wird durch internationale Rabatttage wie den Black Friday normalisiert und weiter befeuert – und das würde nur das Problem beleuchten, wenn Konsument*innen tatsächlich alles behalten würden, was sie bestellen. Durch die hohen Rabatte werden aber mehr Impulskäufe getätigt als üblich. Besonders bei Kleidung schlägt dieses Phänomen zu Buche: Bekleidung und Schuhe machen den Großteil der Retouren im Onlinehandel aus: Während in anderen Branchen normalerweise jedes sechste Paket zurückgeschickt wird, ist es bei Kleidung und Schuhen fast jedes zweite (rund 46%, Stand 2019). Man kann davon ausgehen, dass diese Zahl nach der Black Week steigt und wiederum zu unnötigen Emissionen im Transportsektor, vermeidbarem Verpackungsmüll und Massen an vernichteter retournierter Ware führt.

 

Gerade am Black Friday lohnt es sich, den eigenen Konsum zu hinterfragen

Im Rahmen der Black Week wollen wir euch gerne dazu aufrufen, eure Konsumgewohnheiten zu hinterfragen und zu überlegen, ob ihr wirklich neue Dinge braucht oder ob ihr sie nur kauft, weil es ein vermeintliches Schnäppchen ist.

Wir tragen unsere Kleidung immer kürzer und entsorgen sie immer schneller, um mehr Platz für neues zu machen: Laut einer repräsentativen Greenpeace-Umfrage gibt jede*r Zweite an, innerhalb von weniger als einem Jahr Schuhe, Oberteile und Hosen auszusortieren; nach spätestens drei Jahren werden dann auch mehr als die Hälfte der Oberteile, Hosen und Schuhe ausgemustert. Auch die Deutsche Umwelthilfe fordert Händler aus den genannten Gründen auf, Rabatttage wie den Black Friday und den Cyber Monday abzuschaffen:

"Anstatt zur Ressourcenverschwendung zu animieren, sollten Händler auf ein kontinuierliches Angebot langlebiger Produkte und Reparaturservices setzen"

Stattdessen rät die Deutsche Umwelthilfe Verbraucher*innen dazu, Produkte so lange zu nutzen wie möglich, sie andernfalls zu reparieren und im Falle eines Kaufs eher auf gebrauchte Ware zurückzugreifen.

 

Quellen

https://www.nationalgeographic.de/geschichte-und-kultur/2022/11/black-friday-der-hohe-preis-des-konsumrauschs-einkauf-online-shopping-umwelt

https://de.statista.com/statistik/daten/studie/1076963/umfrage/ausgaben-an-black-friday-und-cyber-monday-in-deutschland/

https://www.umweltdialog.de/de/verbraucher/leben-und-wohnen/2020/Black-Friday-Ein-schwarzer-Tag-in-Sachen-Nachhaltigkeit.php

https://www.uni-bamberg.de/news/artikel/retourenmanagement-2019/

https://www.evz.de/einkaufen-internet/online-einkauf/black-friday-angebote-tipps.html

https://www.greenpeace.de/publikationen/20151123_greenpeace_modekonsum_flyer.pdf

https://www.tagesspiegel.de/wirtschaft/vor-black-friday-deutsche-umwelthilfe-fordert-abschaffung-von-rabatt-tagen-10811752.html