Pfandschlupf: Wenn Geld in Flaschen steckt und keiner es abholt!
Altglas
Impact
Kreislaufwirtschaft
Anne
13.02.2023
In unserer heutigen Konsumgesellschaft sind Einwegverpackungen allgegenwärtig. Egal ob Plastikflaschen, Getränkedosen oder andere Verpackungsmaterialien – sie landen oft im Müll und belasten unsere Umwelt. Um diesem Problem entgegenzuwirken, wurden Pfandsysteme eingeführt, um Verpackungen wiederzuverwenden und Ressourcen zu schonen. Doch trotz dieser Bemühungen besteht immer noch eine große Herausforderung: der Pfandschlupf.
Was ist der Pfandschlupf
Pfandschlupf beschreibt das Phänomen, bei dem Verbraucherinnen und Verbraucher Pfandflaschen nicht in den dafür vorgesehenen Automaten abgeben, sondern im Restmüll oder im normalen Altglascontainer entsorgen. Dies führt dazu, dass Pfandflaschen nicht zurück in den Kreislauf gelangen und wertvolle Ressourcen verloren gehen. Stattdessen enden sie auf Deponien oder in Verbrennungsanlagen, wo sie eine unnötige Belastung für unsere Umwelt darstellen.
Gründe für die Pfandschlupf
Ein oft genannter Grund ist Bequemlichkeit. Viele Menschen scheuen den Aufwand, ihre Pfandflaschen zurückzubringen und entsorgen sie daher im Restmüll. Auch Unwissenheit spielt eine Rolle. Manche Verbraucherinnen und Verbraucher wissen nicht genau, welche Verpackungen pfandpflichtig sind und wie sie korrekt zurückgegeben werden. Zudem gibt es Situationen, in denen Pfandautomaten defekt sind oder schlichtweg fehlen, was die Rückgabe von Pfandflaschen erschwert.
Das wirtschaftliche Potenzial des Pfands
Durch den Pfandschlupf konnten Einwegabfüller und Einzelhandel im Jahr 2015 etwa 180 Millionen Euro einnehmen. Seit der Einführung des Pfandsystems bis zum Jahr 2015 beliefen sich die Einnahmen aus dem Pfandschlupf auf mindestens 3,5 Milliarden Euro.
Das deutsche Pfandsystem hat für Getränkeabfüller und -händler weitreichende Auswirkungen, die über die Kosten für Rücknahmeautomaten und Pfand-Clearing hinausgehen. Das Pfand-Clearing bezieht sich auf den Prozess der Abrechnung und Verrechnung von Pfandbeträgen zwischen den verschiedenen Akteuren im Pfandsystem, wie den Getränkeherstellern, dem Handel und den Rücknahmesystembetreibern. Es dient dazu, sicherzustellen, dass die richtigen Beträge für zurückgegebene Pfandflaschen korrekt abgerechnet und ausgeglichen werden. Das Pfand-Clearing ermöglicht eine transparente und effiziente Abwicklung des Pfandsystems, um sicherzustellen, dass die Rücknahmestellen ihre Pfandbeträge erhalten und die Hersteller die entsprechenden Kosten decken.
Überblick über das deutsche Pfandsystem
Quelle: Deutsches Pfandsystem GmbH
Lösungsansätze
Um den Pfandschlupf zu schließen, sind verschiedene Maßnahmen erforderlich. Aufklärungskampagnen können dazu beitragen, das Bewusstsein für die Bedeutung des Pfandsystems zu stärken und Verbraucherinnen und Verbraucher über die richtige Entsorgung aufzuklären. Eine verbesserte Kennzeichnung von pfandpflichtigen Verpackungen und eine leicht zugängliche Infrastruktur für die Rückgabe von Pfandflaschen sind ebenfalls wichtige Schritte, um den Pfandschlupf zu reduzieren. Hier können beispielsweise zusätzliche Pfandautomaten an strategisch günstigen Standorten oder mobile Sammelsysteme helfen.
Forderungen des NABU für das Pfandsystem
Das Pfandsystem ist für den Handel und die abfüllende Industrie zu einem lukrativen Geschäft geworden. Dennoch sollte das Einwegpfand unbedingt beibehalten werden, da die Verschmutzung von Landschaften und Gewässern durch Plastikflaschen und Dosen seit der Einführung des Pfandsystems deutlich abgenommen hat. Das vom Verbraucher gezahlte und nicht eingelöste Pfand sollte aber nicht der Wirtschaft, sondern dem Umwelt- und Ressourcenschutz zugutekommen. Dafür ist ein zweckgebundener Pfandschlupf erforderlich, der für Maßnahmen zur Abfallvermeidung und zur Förderung von Mehrwegprodukten verwendet werden sollte. Länder, wie z. B. Dänemark haben von Anfang an Einnahmen aus dem Pfandschlupf zentral verwaltet und für Projekte zum Ressourcenschutz ausgegeben.
Es geht nicht nur darum, Gelder aus dem Pfandschlupf umzuleiten, sondern vielmehr darum, den Verkauf von Einweg-Plastik und -Dosen zugunsten von Mehrwegprodukten einzudämmen. Da das Einwegpfand nicht zu einer Steigerung des Mehrweganteils geführt hat, wird ein anderes Anreizmodell benötigt. Der NABU schlägt eine Getränkeverpackungssteuer vor, die dazu beitragen könnte, jährlich 400.000 Tonnen Plastikmüll und 1,5 Millionen Tonnen Kohlendioxid einzusparen. Der Steuervorschlag sieht vor, dass der Steuersatz je nach Umweltschädlichkeit der verwendeten Menge und Art des Materials festgelegt wird.
Fazit
Die Pfandschlupf stellt nach wie vor eine Herausforderung dar, die es anzugehen gilt. Um die Umweltbelastung durch Einwegverpackungen zu reduzieren, ist es entscheidend, dass Pfandflaschen zurück in den Kreislauf gelangen. Durch Aufklärung, verbesserte Infrastruktur und das Engagement der Verbraucherinnen und Verbraucher können wir gemeinsam daran arbeiten, den Pfandschlupf zu schließen und so einen positiven Beitrag für unsere Umwelt zu leisten.
Mit Pfandspenden Gutes tun
In den Alltag haben wir bei recyclehero die Abholung eurer Pfandspenden integriert. Wenn wir Wertstoffe bei euch abholen, können Pfandflaschen einfach als Spende dazu gelegt werden. Oft stapelt es sich in der Küche und niemand nimmt sich die Zeit, den Pfand zu den verschiedenen Supermärkten zu bringen. Obwohl dabei noch ein oder zwei Euro zu verdienen sind, gibt es oft die Hürde, sich die Mühe dafür zu machen.
Genau hier kommen wir ins Spiel und übernehmen gerne diese Aufgabe. Als Social Impact Start-up ist es unser Ziel, etwas zurückzugeben. Der soziale Aspekt ist von Anfang an ein großer Antrieb für uns.
Seit der Gründung von recyclehero ist unser Wärmbert - die Wärmflasche - engagiert dabei, obdachlose Menschen in Hamburg mit Wärme zu versorgen. Neben dem Kauf und der Verteilung von Wärmflaschen haben wir im Jahr 2021 zudem einen erheblichen Teil der Erlöse aus den Pfandespenden an die Diakonie-Stiftung MitMenschlichkeit Hamburg gespendet, um obdachlosen Menschen Hotelübernachtungen zu ermöglichen.
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Foto: Florian Bison
- Sehenswertes: Die Sendung mit der Maus erklärt den Weg der Mehrwegflaschen: https://www.youtube.com/watch?v=OuFxYVWf0RM
- Quellen: